Untersuchung beim Kinderarzt: Tipps & Infos für Eltern
03.08.2023 |
Eltern wollen vor allem eines: dass es ihrem Kind gut geht und es gesund ist. Eine Betreuung durch Kinderärzt_innen ist dafür unerlässlich. Wir informieren über die Versorgungssituation und haben praktische Tipps für den Arztbesuch.
Regelmäßige Besuche bei Kinderärzt_innen dienen der gesundheitlichen Vorsorge von Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr. Kinderärzt_innen betreuen und unterstützen bei Fragen rund um Stillen, Ernährung, Allergien und Impfungen. Sie führen Vorsorgeuntersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes und darüber hinaus durch und achten auf eine normal verlaufende Entwicklung. Neben der Vorsorge sind Kinderärzt_innen aber natürlich auch die erste Anlaufstelle, wenn das Kind krank ist.
Wann zum Kinderarzt?
Erkrankungen zeigen sich bei Kindern meist anders als bei erwachsenen Personen. Nicht immer ist eine richtige Einschätzung für Eltern einfach. Bei folgenden Symptomen raten Expert_innen jedenfalls zu einem Besuch bei Kinderärzt_innen.
- Hohes Fieber (über 39°)
- Fieber, das über mehrere Tage anhält
- Quälender Husten und Atemnot
- Ohrenschmerzen
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Schmerzen, die sich nicht lindern lassen
- Hautausschlag
- Nahrung und Trinken werden verweigert
- Gewichtsveränderung
- Länger anhaltender Durchfall
- Mehrmaliges Erbrechen
- Deutlich ungewöhnliches Verhalten (das Kind wirkt verwirrt oder teilnahmslos)
Im Zweifelsfall gilt: Lieber einmal zu oft als zu wenig in die Praxis, um Risiken auszuschließen!
Alternative Ambulanzen
In allen Akutfällen außerhalb der üblichen Ordinationszeiten stehen die Ambulanzen der Kinderspitäler zur Verfügung. Diese sollten vor allem bei schwereren Krankheitserscheinungen oder Verletzungen umgehend aufgesucht werden. Die Kapazitäten in den Ambulanzen sind jedoch limitiert und es kann unter Umständen zu längeren Wartezeiten kommen.
Lange Wartezeiten in der Praxis
Längere Wartezeiten erwarten Eltern und Kinder allerdings leider auch in vielen Praxen von Kinder_ärztinnen. Der Grund: In Österreich herrscht ein Mangel an Kinderärzt_innen mit Kassenverträgen. Während ein Blick auf die Altersstruktur zeigt, dass in den nächsten Jahren viele Ärzt_innen in den Ruhestand gehen werden (das Durchschnittsalter lag 2021 bei 50,9 Jahren), ist es um die Nachfolge eher schlecht bestellt. Zum einen kommen immer weniger Kinderärzt_innen nach, zum anderen haben diese oft keine Verträge mit den gesetzlichen Kranken- bzw. Gesundheitskassen, sondern sind Privat- bzw. Wahlärzt_innen. Gründe dafür sind unter anderem unternehmerisches Risiko beim Eröffnen oder Übernehmen einer Praxis, aber auch administrative Belastungen und ein kompliziertes und oft unbefriedigendes Honorarsystem.
In manchen Regionen, insbesondere in ländlichen Gebieten, sind jetzt schon über ein Drittel der Kassenstellen unbesetzt, Tendenz steigend.
Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde
Die Folgen für Familien: Viele Eltern stehen schon zu Beginn der Elternschaft vor der Herausforderung, Kinderärzt_innen zu finden. Freie Termine sind mitunter rar, die Wartezeiten lang. In vielen Praxen mit Kassenverträgen werden gar keine neuen Patient_innen aufgenommen. Beim Ausweichen in die Praxis von Wahl- oder Privatärzt_innen müssen Eltern unter Umständen hohe Kosten für die Behandlung in Kauf nehmen, die nur zum Teil von der Krankenkasse rückerstattet werden.
Kinderärzt_innen oder Allgemeinmediziner_innen?
Immer häufiger sehen sich Eltern daher dazu gezwungen, mit ihrem Kind zu Allgemeinmediziner_innen zu gehen. Diesen fehlt allerdings oft schlichtweg die Erfahrung mit Kindern, sie sind nicht darauf spezialisiert. In der Ausbildung zum praktischen Arzt bzw. zur praktischen Ärztin nimmt die Beschäftigung mit Kinder- und Jugendheilkunde gerade einmal drei Monate in Anspruch. Für Routineuntersuchungen oder allgemeine Beratungen ist das laut Prim. Univ. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und langjähriger Leiter der Kinderintensivstation im SMZ-Ost in Wien, ausreichend. So übernehmen besonders am Land immer mehr Allgemeinmediziner_innen die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen.
Doch die Kinderheilkunde bzw. Pädiatrie ist ein eigenständiges medizinisches Fachgebiet, dessen Ziel es ist, Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt ganzheitlich und umfassend medizinisch betreuen. Das reicht weit über die Behandlung typischer „Kinderkrankheiten“ hinaus und erfordert eine entsprechende Ausbildung.
Man betreut ein breites Spektrum an Menschen von einer Frühgeburt mit 500 Gramm bis hin zu einem Jugendlichen mit 120 Kilogramm, samt allen Organsystemen.
Prim. Univ. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl
Spätestens bei medizinischen Herausforderungen braucht es Spezialist_innen, die nicht nur fachlich, sondern auch im Umgang mit Kindern besonders geschult sind.
Kinder brauchen eine kindgerechte, angstfreie Umgebung.
Prim. Univ. Ass.-Prof. DDr. Peter Voitl
Die richtige Vorbereitung für den Arztbesuch
Mit diesen drei Tipps können Sie schon im Vorfeld dafür sorgen, dass der Arztbesuch für ihr Kind positiv verläuft.
- Fördern Sie eine positive Grundeinstellung. Erklären Sie, dass Arztbesuche wichtig sind und einfach dazugehören. Erzählen Sie Ihrem Kind nach Möglichkeit schon im Vorfeld, welche Untersuchungen gemacht werden.
- „Üben“ sie den Arztbesuch zu Hause spielerisch, zum Beispiel mit einem Arztkoffer. Auch Kinderbücher zum Thema können eine gute Vorbereitung für Kinder sein.
- Packen Sie das Lieblingsspielzeug oder ein Stofftier ein, das Ihrem Kind auch während der Wartezeit Sicherheit und Geborgenheit vermittelt.
Letztendlich ist es besonders wichtig, dass Sie sich gut aufgehoben fühlen. Wenn Sie dem Arzt bzw. der Ärztin vertrauen, wird das auch Ihr Kind spüren.
Buchtipps
- Anna Taube, Regina Altegoer: Hallo Kinderarzt, da bin ich!
- Nathalie Choux: Mein erstes Buch vom Kinderarzt
- Dr. Med. Peter Voitl: Kinderkrankheiten. Das Nachschlagewerk für Eltern. Alle Behandlungen und Beschwerden verständlich erklärt.
Quelle