Wegweiser für Erstsemester: Was soll ich studieren?
05.09.2024 | Artikel
Mit dem Schulabschluss in der Tasche kommt die große Frage: Uni oder FH? Und vor allem: Was soll ich studieren? Das erste Semester hält einige Herausforderungen bereit – vom Zeitmanagement und der großen Auswahl an Studiengängen bis zum Prüfungsstress. Unser Wegweiser liefert Ihnen wertvolle Tipps für den perfekten Start ins Studium.
Nach der Matura heißt für Viele vor dem Studium. Sie entscheiden, wie es weitergeht: Ob an einer öffentlichen oder privaten Universität, an einer Fachhochschule, Kunsthochschule oder Pädagogischen Hochschule – in Österreich können Sie verschiedenen Studienwege einschlagen und unterschiedliche Abschlüsse erlangen. Doch so viel Auswahl kann schnell überwältigend wirken. Wir geben Tipps, wie Sie den passenden Studiengang für sich finden, mühelos von der Schule ins Studium starten und das erste Semester meistern.
Wo studieren? Hochschultypen erklärt
Jedes Jahr entscheiden sich Zehntausende junge Menschen in Österreich für ein Studium. Im Wintersemester 2022/2023 waren insgesamt 393.234 Studierende inskribiert – ein neuer Höchststand. Doch Studium ist nicht gleich Studium. Deshalb gibt es hier einen Überblick über die unterschiedlichen Hochschultypen.
Die österreichische Hochschullandschaft auf einen Blick
Öffentliche Universitäten bieten eine breite Palette an Studiengängen und legen vielfach Wert auf wissenschaftliches Arbeiten mit einem starken Fokus auf Forschung. Studiengebühren fallen an, wenn Sie die vorgeschriebene Studienzeit um mehr als 2 Semester überschreiten.
Private Hochschulen sind häufig gut mit Unternehmen im In- und Ausland vernetzt. Sie studieren meist in kleinen Gruppen mit einem besseren Betreuungsverhältnis als an öffentlichen Hochschulen. Dafür fallen aber auch höhere Studiengebühren an, die jede Privatuniversität selbst festlegen kann.
An Fachhochschulen (FHs) steht die praxisorientierte Ausbildung im Vordergrund, oft in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen. Es gibt auch duale Studiengänge, die bis zu 2 Abschlüsse gleichzeitig möglich machen – einen Berufsabschluss und einen akademischen Abschluss. Fachhochschulen können einen Studienbeitrag von höchstens 363,36 € pro Semester verlangen (Stand 2024).
Pädagogische Hochschulen sind auf die Ausbildung von Lehrkräften spezialisiert. Angehende Lehrer_innen wählen in der Regel 2 Fächer für eine bestimmte Schulstufe aus, die sie später unterrichten möchten. Abgerundet wird das Studium von pädagogisch-praktischen Kursen. Es fallen die gesetzlichen Studiengebühren an, sobald die Toleranzzeit überschritten wird.
Kunsthochschulen sind die richtige Wahl für Menschen, die sich später auch beruflich kreativ ausleben wollen. Die Hochschulen konzentrieren sich auf künstlerische Fächer wie Musik, Bildende Kunst, Theater und Film. Die Studiengebühren variieren, je nachdem ob Sie sich für eine öffentliche oder private Kunsthochschule entscheiden.
Was Sie für ein Studium mitbringen müssen
Für ein Studium an einer Universität gilt allgemein die Hochschulreife, also die Matura oder ein gleichwertiges Abschlusszeugnis wie das Abitur, als Zugangsvoraussetzung. Das ist aber kein Muss. Auch ohne Matura steht der Weg zur Hochschule frei, wenn Sie eine Berufsprüfung (BRP) erfolgreich abschließen. Alternativ gibt es die Studienberechtigungsprüfung (SBP), wenn Sie bereits wissen, was Sie studieren möchten, aber keine Matura mitbringen.
Mit einschlägiger Berufserfahrung können Sie bestimmte Zusatzprüfungen ablegen, um sich für ein Studium an einer Fachhochschule zu qualifizieren. Die genauen Voraussetzungen hängen vom Studiengang ab. Am besten informieren Sie sich direkt bei der Fachhochschule, wo Sie studieren möchten.
Wie und was studieren: Welche Studienform passt zu mir?
Rund 60 % der Studierenden in Österreich studieren und arbeiten. Der Stundenplan von berufstätigen Student_innen – ob geringfügig, teilzeit- oder vollzeitbeschäftigt – ist eng getaktet. Zu diversen Lehrveranstaltungen kommt noch die Arbeitszeit hinzu, häufig am Wochenende. Wer es sich leisten kann oder genügend Unterstützung von der Familie erhält, studiert Vollzeit.
- Beim Vollzeitstudium können Sie sich ganz auf die Lehrinhalte konzentrieren und haben dennoch genügend Zeit, das Studentenleben zu genießen. So fällt es oft leichter, das Studium in Mindestzeit abzuschließen und schnell ins Berufsleben einzusteigen.
- Es gibt verschiedene Gründe für ein Teilzeitstudium. Einige Student_innen kümmern sich um pflegebedürftige Verwandte, sind alleinerziehend oder müssen neben dem Studium arbeiten. Andere entscheiden sich bewusst für ein berufsbegleitendes Studium oder duales Studium, wo Theorie und Praxis eng verzahnt sind. Mit dieser Studienform erhalten Sie schon in der Studienzeit einen Einblick ins Berufsleben und beziehen Gehalt. Gutes Zeitmanagement ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
- Ein Fernstudium ermöglicht es Ihnen, weitestgehend orts- und zeitunabhängig zu studieren. Die Lernmaterialien stehen online zum Abruf bereit. Den Stoff eignen Sie sich in Eigenregie mithilfe von Videos, Skripten und Präsentationen an. Diese Studienform bietet sich für berufstätige Personen an, kommt aber auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen entgegen. Wichtig für einen erfolgreichen Abschluss ist, dass Sie in der Lage sind, sich selbst zu motivieren.
Studiengänge: Das richtige Studium wählen – in 3 Schritten
Was soll ich studieren: Viele Schüler_innen beschäftigen sich vor dem Studienbeginn genau mit den Karrieremöglichkeiten. Sie vergleichen Einstiegsgehälter und fragen sich, welche Berufe gerade besonders gefragt oder zukunftsweisend sind. Und so wertvoll es ist, gut informiert zu sein, gibt es noch andere Aspekte, die Sie bei der Wahl eines Studiengangs berücksichtigen sollten. Einer davon: Was interessiert Sie? Was macht Ihnen wirklich Spaß?
Schritt 1: Interessen und Stärken identifizieren
Ein Studium bedeutet eine vergleichsweise lange Ausbildungszeit. Da sollte nicht nach 1 bis 2 Semestern die Luft raus sein. Fragen Sie sich also: Wo liegen meine Stärken? Welche Hobbys könnten mich auch beruflich weiterbringen? Wie sehen meine Karriereziele aus?
Persönlichkeits- und Interessentests sowie Berufe-Quizze sind hilfreiche Tools, um Antworten auf diese Fragen und die passenden Studiengänge zu finden.
Tipp: Wenn Sie danach immer noch unschlüssig sind, können Sie in der Familie oder bei guten Freund_innen nachfragen, wo diese Personen Ihre Stärken sehen.
Schritt 2: Hochschulen und Studiengänge vergleichen
Wenn Sie eine grobe Idee haben, welchen Studienweg Sie einschlagen möchten, geht die Recherche online weiter. Vergleichen Sie die Angebote von Hochschulen und Fachhochschulen, um eine Vorauswahl an möglichen Studiengängen zu treffen.
Studienberater_innen können Ihnen dabei helfen, das für Sie passende Studium zu finden. Außerdem erhalten Sie beim Tag der offenen Tür an jeder Hochschule und Fachhochschule anschauliche Informationen zu Studiengängen aus erster Hand.
Schritt 3: Studierende und Absolvent_innen fragen
Tauschen Sie sich auf der Suche nach dem passenden Studium mit Studierenden und Absolvent_innen aus, um eine bessere Vorstellung vom Studienalltag zu bekommen und konkrete Einblicke ins spätere Berufsleben zu erhalten.
Mögliche Ansprechpartner_innen finden Sie bei den Studienvertretungen an jeder Fakultät und allgemein bei der Studienprogrammleitung an jeder Hochschule und Fachhochschule. Schließen Sie sich mit anderen Studienanfänger_innen zusammen oder treten Sie Gruppen bei (z.B. auf Facebook), um gemeinsam durchzustarten.
Unser Tipp: Und wenn es nach all der Vorbereitung doch nicht passt? Scheuen Sie sich nicht, den Studiengang zu wechseln, falls Sie in der Studieneingangsphase merken, dass es doch nicht das Richtige für Sie ist.
Stundenplan fürs Studium gestalten
Während der Stundenplan in der Schule fix vorgegeben wird, lässt ein Curriculum meist mehr Freiheiten zu und Studierende können aus verschiedenen Lehrveranstaltungen wählen. Doch wie viele Vorlesungen und Seminare sollten Sie pro Semester belegen? Und wie bleibt dazwischen noch Zeit für Hobbys, Freund_innen und einen Studentenjob?
Um den Überblick zu behalten, erstellen Sie am besten zu Semesterbeginn einen Wochenplan. Orientieren Sie sich am Curriculum und belegen Sie die vorgeschriebenen Pflichtkurse. Wählen Sie aber auch Lehrveranstaltungen, die Sie einfach interessieren. Das gilt auch für Erweiterungscurricula.
Achten Sie beim Lehrveranstaltungsmix auf das Anspruchslevel. Eine ausgewogene Mischung aus schwierigen und leichten Kursen hilft, den Stresslevel im Studium zu managen und Überforderung zu vermeiden.
Hinweis: Vor allem wenn Sie beruflich oder familiär weitere Verpflichtungen neben dem Studium haben, sollten Sie das Stunden- und Arbeitspensum individuell für sich anpassen.
Zeitmanagement im Studium meistern
Tragen Sie die Lehrveranstaltungen in Ihren Stundenplan ein, aber planen Sie auch Zeit zum Lernen und für Freizeitaktivitäten ein. Was bleibt, sind freie Zeitfenster, z. B. für die Arbeit. Diese Zeiten können Sie an Ihre_n Arbeitgeber_in weiterleiten, damit sie im Dienstplan berücksichtigt werden.
Gutes Zeitmanagement: Tipps für Studierende
Tools wie Google Calendar, ein Bullet Journal oder ein klassischer Terminkalender können Ihnen dabei helfen, den Überblick zu behalten. Um auf einen Blick zu erkennen, was wichtig ist und was weniger – können Sie mit farblichen Akzenten nach der sogenannten Eisenhower-Matrix arbeiten:
Rot für wichtige, unaufschiebbare Dinge (sofort erledigen)
Orange für wichtige Dinge, die Sie immer noch später erledigen können (am besten Termin festlegen und dann bearbeiten)
Grün für dringende Angelegenheiten, denen Sie jedoch weniger Bedeutung beimessen (kann vielleicht eine andere Person übernehmen)
Dinge, die weder dringend noch wichtig sind, vergessen Sie am besten direkt wieder und füllen damit erst gar nicht Ihren Kalender. So haben Sie immer im Blick, was gerade ansteht und zuerst erledigt werden sollte. Trotzdem ist es manchmal schwer, ins Tun zu kommen.
Zeitmanagement-Tipps gegen Prokrastination
Dahinter steckt manchmal die Angst, etwas falsch oder nicht gut genug zu machen – und so lässt man es ironischerweise lieber ganz bleiben und prokrastiniert. Doch es gibt Strategien, um mit der Prokrastination fertigzuwerden:
Brechen Sie große Aufgaben in kleinere, machbare Schritte herunter.
Überlegen Sie für jeden Schritt, wie lange Sie brauchen werden.
Stellen Sie einen Timer und legen Sie los, ohne zu viel nachzudenken. Denn: Nachbessern können Sie später immer noch.
Wichtig ist, dass Sie überhaupt beginnen! Mindestens genauso wichtig ist Zeit für Entspannung. Wenn Sie gar nicht weiterkommen, ist es vollkommen in Ordnung, die Arbeit erst einmal liegenzulassen. Tun Sie sich etwas Gutes, entspannen Sie und tanken Sie neue Energie, um zu einem anderen Zeitpunkt mit einem frischen Kopf erneut ans Werk zu gehen.
Was tun bei Prüfungsangst?
In den Prüfungszeiten gehört Prüfungsstress häufig zum täglichen Begleiter. Der beste Schutzschild: gute Vorbereitung. Warten Sie nicht bis zur letzten Minute mit dem Lernen und nutzen Sie die Zeit zwischen Vorlesungen, um den Stoff regelmäßig zu rekapitulieren, um ihn zu verinnerlichen. Dafür gibt es verschiedene Methoden.
Finden Sie eine Lernmethode, die für Sie funktioniert – seien es Karteikarten, das Zusammenfassen von Notizen oder das gemeinsame Pauken in Lerngruppen.
Aber manchmal schlägt der Stress in Prüfungsangst um – und das, obwohl man stundenlang über den Skripten gesessen ist. Häufig ist dann einfach der Druck in der Prüfungssituation so groß, dass die Betroffenen überfordert sind und es zum Blackout kommt. Ein Teufelskreis, weil mit jeder missglückten Prüfung die Angst vor dem erneuten Versagen steigt. Hier können Achtsamkeitsübungen wie der Bodyscan helfen, die Anspannung in stressigen Situationen zu lösen und sich wieder zu „erden“. So geht’s:
Tief durchatmen: Konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem, atmen Sie länger aus als ein.
Körper abscannen: Beginnen Sie bei den Füßen und spüren Sie bis hinauf zum Kopf, wie sich Ihr Körper anfühlt und wo er den Boden oder Sessel berührt.
Anspannung spüren: Wo spüren Sie Aufregung, Nervosität oder Angst? Lenken Sie den Atem dorthin.
Gedanken ziehen lassen: Sagen Sie sich aktiv „Ich bin nicht meine Gedanken“ und lenken Sie die Aufmerksamkeit wieder auf den Atem.
Probieren Sie diese Übung im Alltag aus, um Sie bei Bedarf in Prüfungssituationen abrufen zu können, um sich selbst zu beruhigen und die Prüfungsangst zu bewältigen. Setzen Sie während der Prüfungszeit außerdem auf eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und genügend Schlaf.
Karrieremessen zum Netzwerken nutzen
Für Studierende ist es sinnvoll, sich selbst aktiv auf das spätere Berufsleben vorzubereiten. Getreu dem Motto „Früh übt sich, wer ein berufliches Netzwerk aufbauen will“, sind Karrieremessen eine super Gelegenheit, um Unternehmen kennenzulernen und schon während des Studiums wertvolle Kontakte für die Zukunft zu knüpfen.
Bevor Sie eine Jobmesse besuchen, informieren Sie sich am besten, welche Unternehmen vor Ort sein werden. Sind interessante Karrierechancen für Sie dabei? Dann bereiten Sie gezielt Fragen vor und bringen Sie Ihren Lebenslauf auf den neuesten Stand, um sich bei potenziellen Arbeitgeber_innen vorzustellen. Denken Sie daran, die Visitenkarte einzustecken oder einen Flyer mitzunehmen, um nach dem Event per E-Mail nochmal nachzufassen. Vielleicht springt ein Job als Werkstudent_in oder zumindest ein Praktikum dabei heraus, das Sie sich fürs Studium anrechnen lassen können.
Noch besser vorbereitet auf das Netzwerken sind Sie, wenn Sie an Workshops teilnehmen, die Ihnen Bewerbungstechniken vermitteln und Sie bei der Karriereplanung Schritt für Schritt weiterbringen.
Im 1. Semester durchstarten
Hochschule oder Fachhochschule und die Vielzahl der Studiengänge stellt junge Menschen vor die Qual der Wahl. Doch Schritt für Schritt finden Sie mit der richtigen Vorbereitung und unseren Tipps den Weg zu dem Studium, das perfekt zu Ihnen passt. Dabei spielen Berufsaussichten eine Rolle – viel wichtiger ist aber, dass Sie sich mit Ihrer Wahl wohlfühlen. So schaffen Sie es auch über das erste Semester hinaus, die Motivation hochzuhalten.
Wir unterstützen Sie auf Ihrem Weg durchs Studium und sorgen mit den wichtigsten Versicherungen für Student_innen für einen reibungslosen Start.