So klappt’s mit der Patchworkfamilie

28.05.2024 | Artikel

Eine neue Liebe bedeutet oft ein neues Leben als Patchworkfamilie. Doch wie wächst diese zusammen? Neben Geduld ist Gestaltungswille gefragt. Erfahren Sie, wie konkrete Strategien den Alltag harmonischer machen können.

Eine Patchworkfamilie mit zwei Elternteilen und einem Kind sitzt an einem Tisch.

Es gibt Familien, in denen sich alle gut verstehen, und solche, in denen häufiger gestritten wird. Das gilt auch für Patchworkfamilien. Die besondere Herausforderung für Patchworkfamilien: Hier kommen Elternteile und Kinder aus vorherigen Beziehungen mit eigenen Gewohnheiten und Ritualen als neue Familie zusammen. 

Im Vergleich zu anderen Familien kommt es dadurch oft zu mehr Reibung. Die Konstellation ist für alle – Eltern und Kinder – ungewohnt, aber keinesfalls selten. Etwa jedes 10. Kind lebt in Österreich in einer Stief- oder Patchworkfamilie

Eine neu gemischte Familie erfordert aktives Zutun, damit das Miteinander klappt. Dieser Beitrag liefert Strategien, mit denen Patchworkfamilien das Zusammenleben als neue Familie individuell gestalten, vereinfachen und verbessern können.

Was ist eine Patchworkfamilie?

Wenn ein Elternteil eine neue Beziehung beginnt und den/die Partner_in mit in die Familie bringt, hat man früher von einer „Stieffamilie“ mit „Stiefvater“ oder „Stiefmutter“ und „Stiefkind“ gesprochen. Doch diese Begriffe, die wir auch aus Märchen kennen, haben einen fahlen Beigeschmack. Deshalb hat sich der Begriff „Patchworkfamilie“ durchgesetzt. Namensgebend für dieses Familienmodell ist ein farbenfroher Flickenteppich. Genauso bunt zusammengewürfelt und individuell ist auch eine Patchworkfamilie.

Beispiele für unterschiedliche Patchworkfamilien

Jede Patchworkfamilie, ihre Entstehungsgeschichte und Zusammensetzung ist anders. Manche entstehen nach einer Trennung, Scheidung oder nach einem Todesfall. Mal leben die Kinder bei der Mutter, mal beim Vater, mal bei beiden Elternteilen zu gleichen Teilen.

 

  1. Marie und Tom haben beide jeweils 2 Kinder aus der vorherigen Ehe. Nach ihrer Hochzeit leben sie nun mit ihren 4 Kindern in einem gemeinsamen Haushalt.
  2. Lisa ist geschieden und hat eine Tochter. Manuel ist verwitwet und hat einen Sohn. Sie beschließen, zusammenzuziehen und eine Patchworkfamilie zu gründen.
  3. Sarah und Chris haben jeweils ein Kind aus früheren Beziehungen. Sie beschließen, gemeinsam ein Kind zu bekommen und ihre Patchworkfamilie noch zu erweitern.
  4. Anna und Markus sind seit fünf Jahren verheiratet. Max, Annas Sohn aus einer früheren Beziehung, hat eine enge Bindung zu Markus aufgebaut. Seit dem Tod von Max’ leiblichem Vater hat Markus zunehmend die Vaterrolle übernommen. Mit einer Stiefkindadoption wird die Bindung zusätzlich gestärkt: Markus erhält die rechtliche Anerkennung als Vater und Max wird offiziell sein Sohn. 

Vielfalt als Patchwork- und Regenbogenfamilie leben

Im Patchwork ist auch eine Regenbogenfamilie möglich. 

  1. Julia und Rahel haben jeweils ein Kind aus einer früheren Beziehung. Sie möchten langsam eine Patchworkfamilie gründen und die Kinder dabei miteinbeziehen. Ohne sofort zusammenzuziehen, können sie einander besser kennenlernen und Schritt für Schritt in das Leben als Regenbogenfamilie starten.
  2. Maria ist trans und hat bereits ein Kind aus ihrer vorherigen Identität. Nach ihrer Transition lernt sie Eva kennen, die ebenfalls ein Kind hat. Sie entscheiden sich dafür, ihre Familien zusammenzuführen. Das Ergebnis ist gleichzeitig eine Patchworkfamilie und eine Regenbogenfamilie.

Die Vielfalt in diesem Familienmodell ist so bunt wie ein Regenbogen. So gibt es zum Beispiel Regenbogenfamilien mit gleichgeschlechtlichen Elternteilen oder Familien, in denen transgender oder nicht-binäre Elternteile für eine ebenso bunte und vielfältige Familienstruktur sorgen.

Gut zu wissen: Seit 2013, nach einem Urteil durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, ist die Stiefkindadoption in Österreich auch für gleichgeschlechtliche Paare möglich. 

Schritt für Schritt zum Patchwork-Glück

Für das Zusammenleben als Patchworkfamilie gibt es kein Patentrezept, doch klare Regeln und direkte Kommunikation erleichtern den Familienalltag.

Zu den wichtigsten Regeln gehört: Sie sollten nichts überstürzen oder erzwingen. Damit die Patchworkfamilie zusammenwachsen kann, sollten Sie sich mit Veränderungen Zeit lassen. Führen Sie Neuerungen am besten Schritt für Schritt ein.

Hierzu zählen auch Familientraditionen. Pflegen Sie alte Rituale, vor allem jene, die den Kindern wichtig sind. Zusätzlich werden sich mit der Zeit neue Rituale entwickeln, die Ihre Patchworkfamilie einzigartig machen.

Eine Patchworkfamilie braucht Regeln und klare Ansagen

Falls die Patchworkfamilie zusammenziehen möchte, sollten die Beteiligten vor dem Übersiedeln über persönliche Bedürfnisse sprechen und „Spielregeln“ festlegen. Wie wichtig sind Ordnung und Mithilfe im Haushalt? Legt eine Person mehr Wert auf Pünktlichkeit als eine andere? Welche Gewohnheiten pflegt jede Familie und wie lassen sie sich vereinen?

Manche Kinder passen sich schnell an den neuen Familienalltag an, während andere Zeit brauchen, um sich einzuleben. Eltern können ihre Kinder in der Übergangsphase unterstützen, indem sie ihnen wie gewohnt Zuneigung zeigen und ihnen versichern, dass sie wie eh und je geliebt werden. 

Es ist wichtig, die Beziehungen im neuen Familiengefüge klar zu definieren. Oft bleibt der/die bisherige Partner_in als leiblicher Elternteil eine wichtige Bezugsperson für das Kind. Der/die neue Partner_in sollte nicht versuchen, den leiblichen Vater oder die leibliche Mutter zu ersetzen. Er/sie kann dem Kind dennoch zur Seite stehen und zu zeigen: „Auch ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.“

Sprechen Sie offen über Erziehungsstile, um mögliche No-Gos abzuklären. Teilen Sie Kompetenzen sinnvoll und fair auf. Besonders für Kinder muss klar sein, wer bei wichtigen Entscheidungen die passende Ansprechperson ist. 

In aller Kürze: Patchwork bedeutet immer Teamwork. Arbeiten Sie miteinander, nicht gegeneinander. So entsteht ein Umfeld, in dem es bei Bedarf leicht fällt, Probleme direkt anzusprechen.

Der Umgang mit neuen Geschwistern

Wenn eine Patchworkfamilie zusammenwächst, verändert sich die Position eines Kindes. Das vormals älteste Kind bekommt plötzlich eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder. Ein Einzelkind muss lernen, mit Geschwistern zu teilen.

Wenn das neue Paar gemeinsam ein Baby bekommt, kann das Nesthäkchen zu Beginn viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dann ist es wichtig zu zeigen, dass alle anderen Kinder genauso geliebt werden, damit keines das Gefühl bekommt, dass eines bevorzugt wird.

Tipp: Verteilen Sie auch das Taschengeld so, dass es für alle Kinder fair ist.

Reibereien sind dennoch nicht ausgeschlossen. Das ermöglicht es Kindern, ihren Platz im neuen Familiengefüge zu finden. Dabei kann es, wie bei allen Geschwistern, auch mal krachen und zu Machtkämpfen kommen. Mischen Sie sich am besten nicht gleich ein, aber haben Sie ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte Ihrer Kinder.

Gemeinsam über Finanzen sprechen

Jede Familie hat Ausgaben. Grundsätzlich gehören Miete, Energie- und Mobilitätskosten neben Kinderbetreuung und Urlaubsgeld zu den größten Posten. Am besten sprechen die Partner_innen darüber, wer was zahlt. Eine faire Aufteilung beugt Konflikten vor und ist besonders dann wichtig, wenn es kein gemeinsames Konto oder unterschiedliche Einkommen gibt. 

Was tun bei Stress mit dem/der Ex?

Eine Patchworkfamilie steht vor mehreren Herausforderungen. Doch nicht alle Konflikte sind hausgemacht. Manche Probleme werden von außen in die Familie getragen, zum Beispiel wenn der/die Expartner_in die Trennung nicht akzeptiert, die Kindern gegen den/die neue Partner_in aufbringt oder sich ständig in den neuen Familienalltag einmischt.

Hier sind Grenzen wichtig. Bei Belangen, die das gemeinsame Kind betreffen, hat der/die Expartner_in als Elternteil aber natürlich ein Mitspracherecht. Die konkrete Urlaubsplanung hingegen geht ihn/sie nichts an. Klären Sie deshalb: Wer darf wobei mitreden? Wer hat in welcher Angelegenheit ein Stimmrecht?

Ein häufiger Konfliktpunkt zwischen Expartner_innen ist das Besuchsrecht oder Kontaktrecht. Klare Vereinbarungen, mit beispielsweise fixen Wochentagen, schaffen Verbindlichkeit. So vermeiden Sie wiederkehrende Diskussionen rund um das Besuchsrecht des Vaters oder der Mutter. 

Ist Streit mit dem/der Expartner_in an der Tagesordnung, hilft es, Ruhe zu bewahren und einmal tief durchzuatmen, bevor Sie reagieren. So schwer es fällt: Gehen Sie nicht auf jede Provokation ein. Bleiben Sie sachlich. Und vielleicht hilft ein Perspektivwechsel: Versuchen Sie sich, in Ihr Gegenüber hineinzuversetzen, um herauszufinden, warum es gerade wütend wird.

Feste feiern als Patchworkfamilie

Familienfeste gehören zu den Familientraditionen, die in der Patchwork-Konstellation zur Herausforderung werden können. Fest steht: Sie müssen Weihnachten, Ostern oder Geburtstage nicht immer gemeinsam feiern.

Am besten entscheiden Sie von Fall zu Fall, wer an den Feierlichkeiten teilnehmen möchte, um Streitereien zu vermeiden. Manchmal sind getrennte Feiern besser.

Meilensteine der Kinder, wie der erste Schultag, die Kommunion oder die Matura, kann auch der/die neue Partner_in feiern. Sprechen Sie am besten vorab über die Bedürfnisse aller Beteiligten, um ein solches Fest nicht mit Streit zu überschatten.   

Gemeinsam stark

Die Sicherheit von Familien in Österreich liegt uns als Versicherung am Herzen. Generali geht aber noch einen Schritt weiter. Im Rahmen der Initiative The Human Safety Net (THSN) unterstützen wir Familien und Geflüchtete auf der ganzen Welt.

Mit THSN konnten wir bereits Tausenden von Menschen in 24 Ländern helfen. Wir setzen uns auch weiterhin dafür ein, das soziale Sicherheitsnetz zu verdichten. Denn Familie heißt: Sicher sein. Mit speziellen Leistungen und Prämien unterstützt Generali Familien auf dem Weg zu einem entspannten Miteinander.

Häufig gestellte Fragen zur Patchworkfamilie

Wie lange dauert es, bis eine Patchworkfamilie zusammenwächst?

Jede Patchworkfamilie ist individuell und hat ihren eigenen Rhythmus. Bei manchen dauert es Jahre, bis die neu gemischte Familie zusammenwächst. Andere beschließen, schon bald zusammenziehen und gemeinsam den Familienalltag zu bestreiten.

Wie reagieren Kinder auf eine neue Beziehung?

Die meisten Kinder begegnen dem neuen Menschen an der Seite eines Elternteils erst einmal mit Zurückhaltung. Besonders schwer fällt es Kindern im Alter zwischen 6 und 12 Jahren, den/die Partner_in anzunehmen. Teenager verstehen oft die Gründe für die Trennung, tun sich aber schwer, den/die neue Partner_in als Autorität zu a kzeptiere n. Anfängliches Aufbäumen, Eifersucht oder Ringen um Aufmerksamkeit ist normal und muss kein Dauerzustand sein. Bleiben Sie geduldig und seien Sie für Ihr Kind da.

Kinder geraten häufig in einen Loyalitätskonflikt, weil sie den in Trennung lebenden Elternteil lieben und es sich wie Verrat anfühlt, wenn sie mit dem/der neuen Partner_in ebenfalls gut auskommen.

Der/die neue Partner_in sollte deshalb nicht versuchen, als „Ersatzmama“ oder „Ersatzpapa“ aufzutreten. Stattdessen ist es eine gute Idee, dem Kind Zeit zu geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen und zunächst ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, zum Beispiel durch gemeinsame Aktivitäten.

Wie lange sollte ich warten, bevor ich den/die neue_n Partner_in meinem Kind vorstelle?

Für den richtigen Zeitpunkt zum gegenseitigen Kennenlernen gibt es kein Patentrezept. Es empfiehlt sich, selbst erst einmal eine stabile Beziehung zu der neuen Person aufzubauen. Dadurch vergeht oft ein halbes Jahr oder länger, bis Sie darüber nachdenken können, diese beiden wichtigen Menschen in Ihrem Leben einander vorzustellen.

Bei älteren Kindern gilt: Sie müssen die neue Beziehung keinesfalls geheim halten. Sie können Jugendliche durchaus darauf hinweisen, dass sie jemanden kennengelernt haben, ohne dass beide einander gleich persönlich treffen.


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