Anna Buchegger: Mutig sein und mehr ausprobieren
11.10.2024 | Interview
Aller Anfang ist schwer - er bietet jedoch auch tolle Chancen. Junge Leute sehen sich oft mit unterschiedlichsten Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Gestaltung ihrer Zukunft konfrontiert. Erfahren Sie in diesem spannenden Interview mehr zu den Anfängen, Ambitionen und Zukunftsplänen der österreichischen Jazz- und Popsängerin Anna Buchegger.
Frage: Liebe Anna, dein Song „Kim Vorbei“ ist Teil unserer „Jung sein heißt Zukunft gestalten“-Social-Media-Kampagne. Was bedeutet für dich persönlich „Zukunft gestalten“ und welche Rolle spielt Musik dabei?
Zukunft gestalten bedeutet für mich sich miteinander auszutauschen und auf einer Augenhöhe über Meinungen sprechen zu können
Anna Buchegger, Jazz- und Popsängerin
Ich glaube ganz fest daran, dass Musik eine Gemeinschaft stärken und hoffnungsvoll sein kann. Wenn es eine gute Gemeinschaft und einen respektvollen Austausch gibt, ist das Gestalten unserer Zukunft unumgänglich.
Frage: „Kim Vorbei“ ist ein einzigartiger Mix aus indischen Sitarklängen, alpenländischer Folklore und eingängigen Popmelodien, dazu dein Gesang im Salzburger Dialekt. Wie verbindest du musikalische Gegensätze und Traditionen mit deiner eigenen Identität?
Die Assoziation mit indischen Sitarklängen finde ich sehr schön. Tatsächlich ist das ein alpenländisches Hackbrett, womit besonders viel in der Salzburger Volksmusik musiziert wird.
Ich wohne jetzt seit fast 7 Jahren in Wien aber das Bauernkind in mir bin ich nie losgeworden. Auch wenn ich es noch so oft versucht habe. Für mich hat sich das immer ein bisschen so angefühlt, als würde ich oft versuchen zwei Welten zusammenbringen zu müssen. Die Provinz und die Großstadt. Das gehört beides zu meiner Identität. Deshalb wollte ich das Gefühl unbedingt zu Musik und Texten machen.
Mir ist es auch ein Anliegen die österreichische Folklore jung, emanzipiert und tolerant mitzugestalten und weiterzuentwickeln. Die Folklore gehört uns ja allen!
Anna Buchegger, Jazz- und Popsängerin
Frage: Du hast bereits als Teenager deine Musikkarriere begonnen. Wann hast du das Gefühl entwickelt, deine Karriere selbstbestimmt zu lenken, und wie hat sich dieser Prozess für dich gestaltet?
Den Menschen aus der Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, wird eine Eigenschaft nachgesagt: Sie seien stur. Ich musste lachen, als mir das jemand erzählt hat und danach habe ich mir öfter gedacht, dass es vielleicht doch stimmt. Ich habe diese Sturheit auch in mir. Ich weiß, dass sie mir manchmal im Weg steht, aber sie hat mich tatsächlich schon vor einigem Negativen bewahrt und sie hat, glaube ich, dazu geführt, dass ich jetzt die Musik mache und die Themen behandle, die mir am Herzen liegen.
Ich habe mich für ein Genre entschieden, dass in der kommerziellen Medienlandschaft nur schwer einen Platz findet und das war mir von Anfang an bewusst. Jetzt muss ich einen guten Weg finden damit umzugehen und mein Publikum zu finden.
Frage: Musikalisch scheinst du sehr offen für Experimente. Wo siehst du dich in den nächsten 5 bis 10 Jahren? Welche musikalischen Visionen möchtest du noch verwirklichen?
Uhhh – da stehen noch ein paar Dinge auf meiner Agenda. Vor allem möchte ich so viel wie möglich live spielen. Mir macht diese Art von Stilbruch gerade sehr viel Spaß und ich habe das Gefühl, gerade erst damit angefangen zu haben. Es reizt mich auch mit anderen Künstler_innen, die vielleicht andere Sprachen und kulturelle Elemente mitbringen, zusammenzuarbeiten. Ich finde das einen schönen Gedanken. Einen richtigen Mix aus Kulturen zu machen, Berührungsängste und Vorurteile zu überwinden.
Frage: Was möchtest du jungen Menschen mit auf den Weg geben, die noch auf der Suche nach ihrem eigenen Lebensweg sind? Gibt es etwas, das dir in deiner eigenen Entwicklung besonders geholfen hat?
Mutig sein und mehr ausprobieren!
Anna Buchegger, Jazz- und Popsängerin
Ich habe oft Dinge nicht gemacht, weil ich Angst davor hatte. Ich habe immer noch sehr oft Angst, aber mir ist bewusst geworden, dass die Angst ganz oft unberechtigt ist.
Da gibt es noch etwas, wovon ich glaube, dass es sehr wichtig sein könnte. Das klingt jetzt so, als würde es eine Mutter zu ihrem Teenager sagen, aber ich glaube wir müssen öfter unsere Smartphones weglegen. Mir sind die guten Ideen immer eingefallen, wenn ich in die Luft geschaut habe oder mit jemanden ein langes Gespräch geführt habe. Das wird mit der Zeit wahrscheinlich sogar noch wichtiger werden.
Frage: In deinen Texten verarbeitest du häufig persönliche Themen. Welchen Stellenwert hat Authentizität für dich in deiner Musik und deiner öffentlichen Persona?
Ich kann einfach am besten über Dinge schreiben, die nahe an mir dran sind. In der Musik geht es ja auch immer um das Transportieren von Emotionen und am besten kann ich eine Geschichte erzählen, wenn ich die Emotionen selber fühlen kann. Auch wenn es nicht meine Geschichte ist, die Empathie hat ja die Kraft die Emotion der anderen zu den eigenen zu machen. Das klingt jetzt gefährlich, ich weiß. Und man muss da natürlich differenzieren, aber ich lasse mich da manchmal gerne fallen.
Frage: Wie gehst du mit dem Druck und den Erwartungen um, die heute oft auf junge Menschen – und insbesondere auf Musikerinnen – ausgeübt werden?
Ich sage immer, dass Musik für mich auch immer ein bisschen wie Politik ist. Sie hat immer eine Wirkung auf unsere Gesellschaft. In Zeiten wie diesen, wo wir jeden Tag mit den schlimmsten Nachrichten konfrontiert sind, ist es noch wichtiger, dass Leute mitgestalten, mit denen man sich identifizieren kann. Das macht mir Hoffnung und spornt mich an weiterhin Dinge zu tun, die etwas verbessern oder schlussendlich zu einer besseren Zukunft führen.
Über Anna Buchegger
Anna Buchegger ist eine österreichische Jazz- und Pop-Sängerin, die bereits in jungen Jahren bei der Castingshow „Die große Chance" auftrat und 2021 die Talentshow „Starmania" gewann. 2024 wurde sie mit dem Hubert von Goisern Kulturpreis ausgezeichnet – eine Würdigung für ihren mutigen Schritt aus der Musikcastingwelt hin zu einer künstlerischen Selbstermächtigung. Ihre Single „Kim Vorbei“ aus dem aktuellen Album „Windschatten“ setzt ein starkes Zeichen für Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Frauenpower. Sie ermutigt junge Menschen, ihre Zukunft aktiv zu gestalten und dient als Soundtrack der aktuellen Generali Jugendkampagne.