Lehre oder Studium: Was für Lehrberufe in Österreich spricht
17.09.2024 | Artikel
Jedes Jahr fragen sich Schüler_innen: eine Lehre machen oder lieber studieren? Die gute Nachricht: Es gibt keine richtige oder falsche Antwort. Wichtig ist nur, dass die Entscheidung zu Ihnen passt. Im Folgenden beleuchten wir die Lehrberufe in Österreich – inklusive Tipps als Entscheidungshilfe.
So jung und so viele Möglichkeiten! Aber wer weiß schon mit 14 oder 15 Jahren, wie es nach der Schule weitergehen soll und welcher Job der richtige ist? Viele Schüler_innen haben Schwierigkeiten bei der Wahl ihrer Ausbildung. Einige entscheiden sich für den akademischen Bildungsweg, während andere bewusst eine Lehre in Österreich wählen. Wir zeigen anhand von 4 persönlichen Beispielen, welche Möglichkeiten es gibt und warum sich eine Lehre in Österreich lohnen kann.
Auf unterschiedlichem Weg zum Lehrberuf in Österreich
In der 8. Schulstufe gelangen viele junge Menschen in Österreich an eine Kreuzung. Sie können noch ein Jahr zur Schule gehen und dann direkt mit einer Lehre ins Berufsleben starten oder Sie entscheiden sich, eine weiterführende Schule zu besuchen, um die Matura zu machen. Ob Lehre oder Studium – das kann man dann später immer noch entscheiden. Ach, und dann gibt’s noch die Lehre mit Matura nach der Pflichtschule!
Die Optionen im Überblick: Ausbildungen mit/ohne Matura
Schüler_innen, die jetzt in der AHS-Unterstufe sind, bleiben meist an der Schule, bis sie die Matura in der Tasche haben. Wer eine Mittelschule besucht, hängt jetzt entweder noch 1, 3, 4 oder 5 Jahre Schule dran. Für alle, die fix eine Lehrausbildung machen möchten, führt der schnellste Weg ins Berufsleben über 1 Jahr polytechnische Schule oder Fachmittelschule.
Natürlich besteht aber auch die Möglichkeit, eine andere schulische Laufbahn einzuschlagen – inklusive Matura. Wenn Sie bereits jetzt wissen, welches Berufsfeld für Sie passt, ist eine berufsbildende mittlere oder höhere Schule die richtige Wahl. Wählen Sie die Schule nach dem gewünschten Schwerpunkt: IT, Technik und Elektronik, Wirtschaft, Tourismus oder Mode, Kunst, Soziales und so weiter.
Ausbildung in Österreich: 4 persönliche Beispiele
Julia, Leon, Benni und Hanna haben sich so entschieden:
Ausbildung nach der Matura: Julia
Nach der Matura hatte Julia die Möglichkeit, direkt zu studieren, sie hat sich aber bewusst für eine Lehre zur Versicherungskauffrau entschieden.
„Ich wollte schon die Matura haben, aber dann etwas Praktisches machen und nicht noch jahrelang theoretisch lernen. So habe ich eine Ausbildung nach der Matura gemacht.“
Lehre nach der Pflichtschule: Leon
Die allgemeine Schulpflicht dauert in Österreich 9 Jahre. Nach der 9. Klasse hat Leon eine Lehre zum Elektrotechniker begonnen und verdient so sein eigenes Geld. Das ist nur ein Beispiel der vielen Ausbildungen ohne Matura in Österreich.
„Ich wollte nicht länger warten und gleich praktisch arbeiten. Die Lehre hat mir direkt die Chance gegeben, mein eigenes Ding zu machen – und dabei verdiene ich sogar schon mein eigenes Geld.“
Berufsmatura: Benni
Benni hat sich für den Weg „Lehre mit Matura“ entschieden. Er macht eine Ausbildung im Einzelhandel und holt dabei die Matura nach – für bessere Karrierechancen oder um später vielleicht noch zu studieren.
„Bei mir in der Klasse wussten viele schon, was sie später machen wollen. Ich bin immer noch am Überlegen, verdiene aber trotzdem schon mal Geld, auch für meine Hobbys.“
Berufsbildende mittlere oder höhere Schule: Hanna
Hanna besucht die Handelsakademie. Mit der HAK-Matura schafft sie top Voraussetzungen für eine Karriere im Personalwesen. Sie möchte als HR-Assistentin durchstarten.
„Ich glaube, die HAK-Matura verbessert meine Jobchancen und mit dem Praktikum habe ich schon echte Erfahrungen gesammelt. Dadurch bin ich mir ziemlich sicher, dass es der richtige Weg für mich ist.“
Lehre oder Studium: 3 Fragen als Entscheidungshilfe
Welche Richtung Sie auf der beruflichen Laufbahn einschlagen, ist eine persönliche Entscheidung. Wohin Ihr Weg Sie führt, hängt vor allem von Ihren Interessen, Stärken und Zielen ab. Wenn es darum geht, zu entscheiden, wie es nach der 8. Klasse weitergeht, sollten Sie sich deshalb fragen:
- Was macht mir Spaß und könnte ich mir vorstellen, auch beruflich zu machen?
- Ob rechnen, schreiben, zeichnen oder etwas anderes – was kann ich besonders gut?
- Wie möchte ich später leben und wie wichtig sind mir Gehalt und beruflicher Erfolg?
Und vielleicht ist eine Lehre die richtige Antwort auf alle 3 Fragen. Noch unsicher? Hier sind 5 Vorteile, die für Lehrberufe in Österreich sprechen.
1. Von Anfang an praktische Erfahrungen sammeln
Von Skateboarding über Gaming bis Kino – Benni ist vielseitig interessiert und erzählt:
„Nach der Berufsorientierung hatte ich noch mehr Möglichkeiten im Kopf und wollte einfach mal irgendwo anfangen.“
Mit einer Lehre konnte er genau das tun: gleich in die Praxis einsteigen.
Learning by Doing: Statt als Student_in stundenlang im Hörsaal zu sitzen, können Sie als Lehrling sofort praktische Erfahrungen sammeln und Fähigkeiten erwerben, die Sie direkt anwenden können und die sofort für Erfolgserlebnisse sorgen.
Know-how aus erster Hand: Während Ihrer Ausbildung arbeiten Sie Schulter an Schulter mit erfahrenen Fachleuten, die ihr Handwerk verstehen und die Sie Schritt für Schritt mitnehmen, bis Sie die Arbeiten selbst erledigen können.
Persönliche und fachliche Betreuung: Anders als im Studium, wo auf eine_n Lehrende_n im Schnitt 37 Studierende kommen, kümmert sich ein_e Ausbilder_in um maximal 5 Lehrlinge. So erlernen Sie im direkten Austausch oft praktische Tricks, die in keinem Lehrbuch zu finden sind.
2. Direkt eigenes Geld verdienen
Leon ist praktisch veranlagt:
„Zu Hause habe ich schon immer gern Sachen repariert und gebastelt. Ja, und dann hat sich das mit der Lehrstelle ergeben.“/p>
Er macht jetzt eine Ausbildung zum Elektrotechniker im Betrieb seines Onkels. Mit der Lehre hat er die perfekte Möglichkeit gefunden, nicht nur praktische Erfahrungen zu sammeln, sondern auch finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Und wer weiß? Vielleicht wird er das Geschäft in ein paar Jahren übernehmen und sich selbstständig machen.
Lernen und Geld verdienen: Der Lehrvertrag regelt unter anderem das Lehrlingseinkommen. Einer der größten Vorteile der Lehre ist, dass Sie vom ersten Tag an Geld verdienen, während viele Studierende einen Nebenjob haben, um sich das Studium überhaupt leisten zu können.
Gute Aussichten auf Festanstellung oder Selbstständigkeit: Dank der Lehrlingsentschädigung erlangen Auszubildende früh finanzielle Unabhängigkeit. Nach der Lehrabschlussprüfung werden viele von ihnen vom Ausbildungsbetrieb übernommen. Wer möchte, kann sich selbstständig machen – das Know-how dafür haben Sie jedenfalls.
3. Mit Ausbildungen in Österreich früher ins Berufsleben starten
Julias Eltern waren zunächst skeptisch, als sie sich trotz Matura für eine Lehre entschieden hat. Sie sagt:
„Theorie ist nicht so meins. Auf die Frage, ob Lehre oder Studium, hatte ich schon immer eine Antwort: Ein Studium dauert lange und es gibt auch Studiengänge, wo die Einstiegsgehälter nicht so hoch sind. Mit der Lehre konnte ich sofort loslegen.“
Studierende steigen häufig später ins Berufsleben ein und müssen erst Berufserfahrung sammeln, während Julia bereits die Vorteile ihrer praxisnahen Ausbildung nutzt.
Schneller Karrierestart: Je nach Lehrberuf dauern Ausbildungen in Österreich 2 bis 4 Jahre. Bis zum Bachelor brauchen Studierende mindestens 6 Semester, also 3 Jahre, haben dann aber kaum Berufserfahrung.
Lernen mit Praxisbezug: In der Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb eignen Sie sich praktisches Wissen an, das Sie beruflich weiterbringt – ohne theoretische Vorlesungen oder Erweiterungscurricula.
4. Lehrberufe in Österreich: große Auswahl, große Nachfrage
Benni hat sich für die Berufsmatura entschieden und schätzt die Flexibilität.
„Ich will einfach noch nicht alles festlegen. Mit der Lehre im Einzelhandel sammle ich schon mal Erfahrung, aber mit der Matura halte ich mir die Option offen, später noch zu studieren oder aufzusteigen.“
Sein Beispiel zeigt: Lehrberufe bieten nicht nur eine solide Ausbildung, sondern lassen auch viel Raum für die persönliche Entwicklung.
Umfangreiches Angebot: Es gibt eine breite Auswahl an Lehrberufen in Österreich – von Technik und Handwerk über Tourismus und Einzelhandel bis hin zu Gesundheitsberufen. Da ist für jede_n etwas dabei!
Ansprechende und moderne Berufe: Bei Lehrberufen denken viele Menschen zuerst an Handwerk und die Vorstellungen, die damit einhergehen, sind nicht immer zeitgemäß. Von wegen in einem einsamen Kämmerlein vor sich hin hämmern! Auch die traditionellen Handwerksberufe entwickeln sich weiter und die Digitalisierung schafft sogar neue Berufe, z. B. Fachinformatiker_in, IT-Systemelektroniker_in oder Webentwickler_in.
Lehrberufe sind gefragt: In Zeiten des Fachkräftemangels bleiben viele Stellen unbesetzt. Wie eine Studie von der mobilen Job-Plattform hokify zeigt, geht der Trend seit Jahren hin zu höheren Bildungsabschlüssen, die jedoch nicht automatisch zu mehr Gehalt führen. Dadurch entsteht eine Lücke. Unternehmen suchen händeringend nach Lehrlingen und Menschen mit abgeschlossener Ausbildung. So stehen Ihnen mit einer Lehre alle Türen offen.
5. Work-Life-Balance im Griff
Hanna findet es toll, dass sie schon während ihrer Ausbildung erste Einblicke in den Joballtag bekommt. Das ist einer der meistgenannten Vorteile an Ausbildungen in Österreich. Im Personalwesen kann sie ihre Fähigkeiten sinnvoll einbringen. Sie sagt:
„Man muss gut mit Zahlen umgehen können. Aber das macht mir Spaß. Ich fände es super, andere Menschen bei der Berufswahl zu unterstützen.“
Was sie an HR besonders begeistert ist, dass sie sich später für das Wohlergehen von Mitarbeiter_innen am Arbeitsplatz starkmachen kann.
Und das ist wichtig, denn der Hauptgrund, warum Arbeitnehmer_innen der Generation Z unzufrieden im Beruf sind und wechseln wollen, ist laut einer Studie von Great Place to Work, dass ihnen der tiefere Sinn in ihrer Arbeit fehlt. Wertschätzung, Work-Life-Balance und das Gefühl, im Job etwas bewegen zu können, gewinnen deshalb an Bedeutung.
Arbeit und Freizeit nach Plan: Montag in der Berufsschule, Dienstag bis Freitag im Betrieb und am Wochenende frei. Als Lehrling haben Sie jede Woche Anspruch auf 2 aufeinanderfolgende freie Tage. Ein Stundenplan mit geregelten Arbeits- und Berufschulzeiten schafft fixe Zeitfenster für Freizeitaktivitäten – für eine ausgewogene Work-Life-Balance.
Weniger Stress: Die finanzielle Sicherheit und klare Arbeitszeiten sorgen dafür, dass der Stressfaktor in der Lehre meist geringer ausfällt als im Studium, wo zwischen Stundenplan, Zeit zum Lernen und Studentenjob die freie Zeit oft auf der Strecke bleibt
Fazit: mit der Lehre Karriere machen
Eine Lehre eröffnet Ihnen nicht nur den direkten Einstieg in die Berufswelt, sondern bietet auch langfristige Karrierechancen. Ob Sie nach der Pflichtschule eine Ausbildung ohne Matura oder doch mit Matura starten – am Ende steht immer die Möglichkeit, beruflich durchzustarten und die eigene Zukunft in die Hand zu nehmen.
Übrigens können Sie auch bei Generali Karriere machen: Wir bilden Lehrlinge in verschiedenen Bereichen aus. Zu den möglichen Lehrberufen gehören unter anderem Versicherungskaufmann/-frau oder Finanz- und Rechnungswesenassistent_in.