Was ist Co-Parenting
21.05.2024 | Artikel
Beim Co-Parenting entscheidet man sich gemeinsam für ein Kind, aber gegen eine klassische Liebesbeziehung. Wir beleuchten verschiedene Familienmodelle, gehen auf die Herausforderungen ein und geben Tipps für eine gelungene Co-Elternschaft.
Co-Parenting ist eine mögliche Form, Elternschaft zu gestalten. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet, gemeinsam als Co-Eltern ein Kind großzuziehen, obwohl man nicht mit dem Kind im selben Haushalt lebt oder nicht mit dem Kind verwandt ist.
Co-Eltern entscheiden sich dabei aktiv für das Wohl des Kindes, aber gegen eine klassische Liebesbeziehung, zum Beispiel nach einer Trennung oder Scheidung. Doch wie funktioniert Co-Parenting genau und wie ist das Sorgerecht in Österreich dabei geregelt?
Co-Parenting: Wir bleiben eine Familie
Mutter, Vater, Kind – die traditionelle Familie ist die gängigste Familienform in Österreich. Von den 2,5 Millionen Familien in Österreich sind 88,0 % sogenannte Paarfamilien. Davon sind 70,4 % verheiratet und 17,6 % leben in einer Lebensgemeinschaft. Selbst wenn die Ehe oder Liebesbeziehung nicht hält, bleiben die Erwachsenen in der Regel miteinander verbunden, um die gemeinsamen Kinder großzuziehen.
Beispiel: Luise und Alex waren 3 Jahre miteinander verheiratet, bevor sie sich scheiden lassen haben. Ihren Sohn Finn möchten sie gemeinsam als Co-Eltern großziehen, obwohl sie einander nicht mehr lieben.
Was genau ist Co-Parenting?
Ob nach einer Scheidung oder durch einen One-Night-Stand – schon immer gab es Elternschaften außerhalb von Paarbeziehungen. Oft passierte dies ungeplant. Beim Co-Parenting können sich Erwachsene auch bewusst für eine Elternschaft ohne Liebesbeziehung entscheiden. So ist Co-Parenting zu einer neuen Form der Familienplanung geworden.
Häufig gibt es zwischen den angehenden Co-Eltern bereits ein freundschaftliches Verhältnis. Sympathie, Respekt und Zuverlässigkeit bilden eine gute Grundlage für eine funktionierende Co-Elternschaft. Liebe und Romantik braucht es zwischen den Erwachsenen nicht unbedingt. Für das Kindeswohl sind aber Liebe und Verbindlichkeit dem Kind gegenüber wichtig.
Co-Parenting und die Vielfalt von Familienmodellen
Heutzutage gibt es neben der traditionellen Familie weitere Familienmodelle: zum Beispiel Patchworkfamilien, Familien mit nur einem Elternteil und Regenbogenfamilien. Dabei sind auch Mischformen mit Co-Parenting möglich.
Weitere Beispiele und Beweggründe für die Co-Elternschaft:
- David ist seit 14 Jahren mit Andrea zusammen. Andrea möchte keine Kinder, David aber schon.
- Tamara ist 38 Jahre alt und hat sich in den letzten Jahren vor allem auf ihre Karriere konzentriert. Sie wünscht sich ein eigenes Kind. Der passende Partner fehlt ihr jedoch.
- Sven ist asexuell und kann sich eine Liebesbeziehung nicht vorstellen. Er möchte sich aber verbindlich um Nachwuchs kümmern.
- Lina und Sonja sind ein lesbisches Paar. Sie möchten keine anonyme Samenspende, sondern auch eine Vaterfigur für ihr Kind. Ihr gemeinsamer Freund Olaf freut sich, Teil des Co-Parenting-Teams zu werden. Im Team bilden sie eine Regenbogenfamilie.
- Auch Frederik möchte sich als alleinstehende Transperson seinen Kinderwunsch erfüllen. Er ist mit Ben befreundet. Beide entscheiden sich für die Co-Elternschaft. Gemeinsam möchten sie ein Kind zeugen, ohne jedoch eine romantische Partnerschaft einzugehen: Ben spendet dafür den Samen, den Frederik zur Befruchtung verwendet. Sie teilen die Verantwortung für das Kind als Regenbogenfamilie.
Ist Co-Parenting das Richtige für mich?
Eine Co-Elternschaft kommt ohne klassische Geschlechterrollen aus, bedarf aber eingehender Vorbereitung. Beim Co-Parenting stehen die Elternrolle und das Wohlergehen des Kindes im Vordergrund. Deshalb sollte man sich für eine Co-Elternschaft bewusst Menschen aussuchen, mit denen man sich gut versteht.
Vor allem im Hinblick auf Erziehungsstil und Weltanschauung sind gemeinsame Werte wichtig, um später Ungereimtheiten zu vermeiden. Für eine erfolgreiche Co-Elternschaft sollten Sie sich vorab einige wichtige Fragen stellen:
- Sind unsere Vorstellungen vom Erziehungsstil und unsere Werte miteinander kompatibel? Wie stehen wir zu wichtigen gesundheitsbezogenen Entscheidungen, wie zum Beispiel Impfungen?
- Lassen sich unsere Weltanschauungen, Glaubensbekenntnisse und politischen Überzeugungen miteinander vereinbaren?
- Wie teilen wir die Aufgaben und Verantwortlichkeiten (auch finanziell) innerhalb der Co-Elternschaft auf?
- Wie werden wir mit der Herausforderung umgehen, dass unser Kind möglicherweise Fragen zur Identität und Familienstruktur stellt?
- Welche Bedeutung im Leben des Kindes kommt anderen Bezugspersonen zu wie Großeltern, Tanten, Onkeln und Freund_innen zu?
- Wie werden wir Entscheidungen treffen und Konflikte lösen?
Es lohnt sich, über die eigenen familiären Hintergründe zu sprechen. Diese Erfahrungen sind prägend und können sich auf die Vorstellungen von Elternschaft sowie den Umgang mit Konflikten auswirken.
Wie sieht der Alltag von Co-Parenting-Teams aus?
Kein Co-Parenting-Team gleicht dem anderen. Sie können ganz individuell entscheiden, wie der Familienalltag aussehen soll. Manche Co-Eltern leben getrennt voneinander und haben sich auf fixe Betreuungszeiten geeinigt. Andere Co-Parents leben gemeinsam als Familie unter einem Dach; nur eine Liebesbeziehung zwischen den Eltern gibt es nicht. Wie auch immer Sie Ihren Alltag als Familie gestalten, wichtig ist, dass Sie die Sorgearbeit rund um Kinderbetreuung und -erziehung gemeinsam aufteilen und festlegen.
Welche Regelungen zum Sorgerecht gelten beim Co-Parenting in Österreich?
Vor allem unverheiratete Co-Parents sollten sich mit einer schriftlichen Vereinbarung absichern und hinsichtlich Sorgerecht, Mutter- und Vaterschaft Klarheit schaffen. Sowohl wenn die Co-Eltern zusammenwohnen als auch wenn sie an unterschiedlichen Adressen gemeldet sind, ist die gemeinsame Obsorge möglich. Grundsätzlich besitzen in Österreich beide Elternteile das gemeinsame Sorgerecht, wenn sie verheiratet sind. Seit 2019 gilt das dank der Ehe für alle auch für gleichgeschlechtliche Paare. Unverheiratete Co-Parenting-Teams können das gemeinsame Sorgerecht auch beim Standesamt beantragen oder eine Vereinbarung zur Obsorge beim Gericht vorlegen.
Gut zu wissen: Die Eltern behalten das gemeinsame Sorgerecht auch dann, wenn sie nicht (mehr) zusammen wohnen, sofern nichts anderes vereinbart wurde. Das alleinige Sorgerecht muss in Österreich beantragt werden.
Neben der alltäglichen Obsorge spielt auch der Unterhalt eine wichtige Rolle im Familienalltag. Angehende Co-Eltern sollten sich genau überlegen, wer wie viel finanzielle Verantwortung übernimmt. Am besten lassen Sie sich vor der Entscheidung für eine Co-Elternschaft ausführlich zu rechtlichen Fragen beraten. Familienberatungsstellen und Expert_innen für Familienrecht sind dafür die richtigen Anlaufstellen.
Familie heißt: Sicher sein
Wir von Generali machen das Wohlergehen und die Sicherheit von Familien zu unserer Herzensangelegenheit. Deshalb sagen wir: „Familie heißt: Sicher sein“. Familien können bei uns von speziellen Leistungen und Prämien profitieren. So wird die gemeinsame Zeit noch entspannter.
Häufig gestellte Fragen
Angehende Co-Parents verbinden sich zu einem Zweck: um ein Kind gemeinsam großzuziehen. Häufig geht der Co-Elternschaft eine Liebesbeziehung, Freundschaft oder zumindest eine Bekanntschaft voraus. Co-Parents können einander aber auch gezielt suchen, zum Beispiel über Plattformen wie Familyship.
Für eine Elternpartnerschaft ist keine sexuelle Partnerschaft notwendig. Das Kind von Co-Parents kann auch durch Insemination gezeugt werden. Dabei wird in einer Ordination für Gynäkologie das Sperma des einen Co-Elternteils mit der Eizelle des anderen Co-Elternteils zusammengeführt. Die Befruchtung ist auch mit einer Samenspende aus einer Samenbank möglich.
Gut zu wissen: Anders als im Nachbarland Deutschland ist in Österreich die Eizellenspende durch die Partnerin (ROPA-Methode) laut § 3 Abs. 1 des Fortpflanzungsmedizingesetzes (FMedG) erlaubt. So kann auch ein lesbisches Paar eine gemeinsame Mutterschaft eingehen. Beide Frauen sind dank der Partnerinnenspende eng mit dem Kind verbunden: Eine Frau stellt ihre Eizelle bereit; die andere trägt das Kind aus. Nach § 143 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) ist die Mutter eines Kindes diejenige Frau, die das Kind geboren hat. Die Leihmutterschaft ist in Österreich hingegen laut §§ 2 und 3 FMedG verboten. Häufig nehmen schule Paare deshalb Pflege- oder Adoptivkinder auf.
Durch eine eingetragene Partnerschaft oder eine Ehe für alle gehen beide Partner_innen eine verbindliche Lebensgemeinschaft ein. Für ein Kind innerhalb dieser Lebensgemeinschaft gilt dann das gemeinsame Sorgerecht, sofern nichts anderes vereinbart wurde. Unverheiratete Co-Eltern können das gemeinsame Sorgerecht beim Standesamt beantragen oder eine Vereinbarung zur Obsorge beim zuständigen Gericht vorlegen. Aus rechtlicher Sicht können in Österreich im Moment höchstens 2 Menschen die Eltern eines Kindes sein und sich das Sorgerecht teilen. Das gilt auch dann, wenn die Beteiligten den Familienalltag in der Praxis anders leben und mehr als 2 Elternteile zum Co-Parenting-Team gehören.
Eine feste und stabile Elternpartnerschaft fördert ein harmonisches Familienleben. Kinder wachsen beim Co-Parenting häufig in einem Umfeld auf, in dem sie weniger starre Geschlechterrollen kennenlernen. Die familiäre Aufgaben werden gleichberechtigt auf mehreren Schultern verteilt.
Bei einer bestehenden Co-Elternschaft kann eine neue Liebesbeziehung das vereinbarte Gefüge durcheinanderbringen. Besteht das Co-Parenting-Team aus mehr als 2 Erwachsenen, gibt es mit der 3. Person eine zusätzliche Bezugsperson für das Kind. Es müssen aber auch mehr Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse in Einklang gebracht werden. Die Gesetzgebung sieht momentan nur 2 Elternteile für ein Kind vor. Um Streitigkeiten zu vermieden, sollten Sie möglichst genau über die Aufgabenverteilung, das Sorgerecht und die finanzielle Verantwortung sprechen. Am besten ist es, die Eckpunkte der Co-Elternschaft vertraglich festzuhalten.